Cabo Verde - 2005
Ein Reisebericht von Dr. Norbert Fink
Santa Maria, Sal, Cabo Verde der berühmte Fischersteg |
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Pedra Lume, Sal, wo früher in einem Vulkankrater Salz gewonnen wurde- |
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Flug von Sal nach Sao Vicente |
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Praia das Gatas, hinter Mindelo |
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Regierungspalast in Mindelo |
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Musik ist allgegenwärtig, "Mourna", ein dem Fado ähnlicher Sound gibts life in jedem guten Restaurant, hier im "Chez Loutcha" |
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Blick vom Monte Verde auf die Bucht von Mindelo | ![]() |
Die Menschen müssen mit Eseln das wenige Wasser oft von weit her transportieren. An den tourist. Punkten muss Meerwasser entsalzt werden. | ![]() |
Die Insel Santo Antão ist von atemberaubender Schönheit, die Nordseite ist richtig grün, was man sonst von Cabo Verde kaum sagen kann! |
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Auch Kinder helfen mit und Tragen Lasten auf dem Kopf | ![]() |
Ribeira Grande, Santo Antão, im Bild mein Freund Dr. Günter Ludescher |
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Ponta do Sol, Santo Antão bei Sonnenuntergang |
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Ponta do Sol, Santo Antão | ![]() |
Die Gegend um Paúl, Santo Antão |
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"Trapiche" - mit Ochsen wird das Zuckerrohr
zerquetscht, aus dem Saft wird Melasse, Grogue (Rum) und Ponche (Zuckerrohrschnaps mit Melasse, honigartiger Geschmack) erzeugt. |
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Die Gegend um Paúl, Santo Antão, von hier finanziert die EU eine neue Schnellstrasse mit Tunnels quer durch die Insel. |
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Schulkinder, immer fröhlich | ![]() |
Im Tal von Paúl (Ribeira do Paúl) |
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Schwer zu erreichen, aber schön: Crunzinha da Garça | ![]() |
"Besser einen Gummi zu benutzen, als Aids zu
bekommen !" |
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Emanzipation pur: Frauen als Strassenbau-arbeiterinnen tragen Sand und Steine |
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Insel Santiago: Fortaleza São Filipe bei Cidade Velha |
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Der Pelourinho erinnert daran, dass in Cidade Velha einst das Zentrum des Sklavenhandels war. | ![]() |
Praia, die Hauptstadt der Kapverden | ![]() |
Fahrt in den Norden der Insel Santiago | ![]() |
Markt bei Assomada | ![]() |
Bei Tarrafal errichtete der faschistische portug.
Diktator Salazar ein gefürchtetes KZ, den Henkerhaken sieht man noch. |
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Wieder zurück auf Sal, Fischersteg in Santa Maria |
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Die einzige Autobahn der CV führt vom Flughafen
"Amilcar Cabral" auf Sal zum Touristenort Santa Maria. Noch herrscht kein Stau. |
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Sal ist zwar kaum "grün", doch einige Savannen kann man im Norden finden. | ![]() |
Das Olho Azul, nördlich vom Hafen Palmeira, ist ein Lichtphänomen, das zwischen 11 und 13 Uhr bei Sonnenschein auftritt. |
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Wasser aus diesem Naturbecken spiegelt sich in einer Höhle |
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Das einheimische Hotel "Nha Terra" ist günstig (ca. 34 € im Singel) und Travellern zu empfehlen. | ![]() Camera: Canon Ixus 500 |
Cabo Verde -
ein etwas anderes Urlaubsziel
von Dr. Norbert Fink
Die Kapverdischen Insel liegen etwa 1200 km vor Senegal im Atlantik und waren
früher eine portugiesische Kolonie. Zur finsteren Zeit der Sklaverei war die
Insel Santiago ein wichtiger Umschlagplatz für den Transport der Sklaven von
Afrika nach USA und Brasilien. Die Insel Sao Vicente mit der Hauptstadt Mindelo
war ein wichtiger Hafen, wo die Dampfer Wasser und vor allem Kohle aufnahmen,
bevor sie nach Südamerika fuhren. Im verruchten Hafenviertel entstand aus den
Elementen des portugiesischen Fado der Mourna, der das Leben mehr beklagt als
bejubelt.
1936 begann Italiens „Duce“ Benito Mussolini auf einer kaum bewohnten und kargen
Sandinsel namens „Sal“ einen Flughafen zu bauen. Dieser erlangte in den 50er
Jahren, als die Flugzeuge noch keine so riesigen Reichweiten wie heute hatten,
zu großer Bedeutung im Weltflugverkehr zwischen Europa und Südamerika und
zwischen Südafrika und den USA. Zur Zeit der Apartheit in Südafrika durfte die
SAL (South African Airways) kein schwarzafrikanisches oder arabisches Land
überfliegen, geschweige denn dort auftanken, eben so benötigte die russische
Aeroflot (SU) für ihre noch immer nicht so weit fliegenden Tupoljews und
Antonows dringend eine Tankstation. So finanzierte die SAL und SU in seltener
Gemeinsamkeit den Flughafen und bauten ihn großzügig um, die Sowjets bauten
einen Hafen mit Tanks und legten eine Pipeline für das Flugbenzin zum Flughafen.
1974 war in Portugal die Nelkenrevolution.
Der faschistische Diktator Salazar wurde gestürzt, er hatte in Tarrafal auf
Santiago ein gefürchtetes KZ errichtet, in dem Regimegegner aus Portugal und
aufständische Schwarze aus den Kolonien grausam gefoltert wurden. Der
caboverdianische Freiheitskämpfer Amilcar Cabral
erlebte freilich die Unabhängigkeit 1975 nicht mehr. Als eine der ersten
Kolonien Portugals wurde CV unabhängig und eine linke Einparteienregierung
begann zu arbeiten. Nach dem Zerfall der Sowjetunion wurde auf Druck der vielen
Spenderländer von Entwicklungshilfe, darunter auch Österreich, ein
Mehrparteiensystem eingeführt, danach gewannen einmal (und nie wieder) die
Rechten.
Angeblich sind die Kapverden das 20. ärmste
Land der Welt, doch gar so arm erscheint es dem Reisenden nicht.
Die Menschen sind arm und fröhlich, aber nicht verelendet und verhungert. Es
gibt kaum Wasser, aber immer viel Wind, das Meer ist kühl und hat große
schäumende Wellen. Kein Wunder, dass sich da die Surfer in ihren Neoprenanzügen
wohl fühlen.
Ausgerechnet (für den Schutz der Einheimischen ist es aber OK) auf den beiden kargsten Inseln Sal und Boavista beginnt derzeit der internationale Tourismus. Die Tourismusindustrie braucht eine Alternative zu den überlaufenen Kanaren. In Santa Maria auf Sal ist der größte Urlauberort. Einst wurde im diesem Fischerdorf von der in einem Krater liegenden Salzmine Pedra Lume Salz exportiert. Eine Eisenbahn mit Windsegelantrieb (!) brachte das Salz dorthin. Heute sind zwischen dem Flughafen und Santa Maria viele Hotels und Appartements in Bau.
Wer dort Urlaub macht und sich über das
kalte Wasser, den Wind und das Bier in 0,25 Fläschlein ärgert, ist selber
schuld. Die Kapverden sind viel zu schön, um nur faul am Strand zu liegen und
nichts zu tun. Es ist ein ideales Ziel für Reisende, die reisen und nicht
in einem Hotel eingesperrt sein wollen. Die Einheimischen sind sehr freundlich
und die Kriminalität ist (noch) minimal. Es gibt zwar bettelnde Kinder, aber
harmlos und nett im Vergleich zu den arabischen Ländern. Die Inlandsflugline
TACV fliegt moderne Propellermaschinen (ATR, ähnlich der DASH) und ist sehr
pünktlich. Einheimische Sammeltaxis (Aluguers) kann man für 60-80€ pro Tag auch
für sich alleine mieten und mit ihnen samt ortskundigem Fahrer alles Sehenswerte
fotografieren.
Die einst „verruchte“ Hafenstadt Mindelo, „lusofone Kulturhauptstadt“
und Heimat der bekannten Sängerin Cesaria Evora liegt in einer schönen Bucht und
hat noch einige gepflegte Kolonialbauten. Ihr höchster Berg, der Monte Verde,
ist nur an der Spitze grün und von Nebeln befeuchtet. Das wird gleich zum Anbau
von Gemüse in unwirklicher Umgebung genutzt.
Unser kleines, einheimisches Hotel brachte uns am Sonntag Mittag gratis zu einem
Ableger an einen Strand, wo ein köstliches Buffet und eine typische Musikgruppe
auf die betuchten Einheimischen und wenigen Touristen wartete. Ähnlich wie in
Kuba, wo der „Son“ von alten Männern zelebriert wird, wird auch der Mourna von
den SeniorInnen gespielt – mit Gitarren und Geige. Die Tänzerin war schon über
70.
Jede Insel ist anders – prinzipiell sind die gebirgigen und zerklüfteten Inseln im Norden jeweils im Südteil karg und kaum grün, erreicht man über atemberaubende Gebirgsstrassen den Nordteil, so liegt üppiges Grün und reiche Landwirtschaft vor uns. Allerdings sind diese an Steilhängen mit Terrassen und künstlicher Bewässerung (Levadas wie in Madeira), von Ochsen betriebene Zuckerrohrquetschen erzeugen Saft, aus denen Melasse, Rum (Grogue) und Ponche gewonnen wird. Frauen tragen majestätisch Lasten auf dem Kopf – sogar im Straßenbau, Esel sind mit Wasserkanistern bepackt. Akazien, Sisal, Kakteen und Espargos blühen.
Besonders eindrucksvoll war Santo Antao („Sankt Anton“), wo eine ausgemusterte Fähre aus den Kanaren der „Naviera Armas“ zweimal täglich hin fährt. Gut trainierte Wanderer können sich an den Steilhängen austoben.
Die Hauptstadt Praia auf Santiago war ein ziemlicher Schock. Hunderte von angefangenen Baustellen verschandeln den letzten Hauch von Stadtbild. Nach dem mehr Kapverdianer im Ausland wie im Inland leben und viel Geld nach Hause schicken, bauen sie in den wenigen Urlaubswochen des Jahres an ihrem Haus, was natürlich dann viele Jahre dauern kann. Ich habe noch nie eine so zersiedelte Hauptstadt gesehen, eine kleine Anhöhe, das Plato, beherbergt den Präsidentenpalast und einige Botschaften. Um 21 Uhr macht das letzte Restaurant zu und es herrscht Friedhofsruhe. Nur ein Musiklokal hat noch offen, wo sich die Botschaftsangehörige, Fernsehleute und Journalisten aus aller Welt treffen. Folklore wird vorgeführt.
In Fogo ist ein mächtige Vulkan, der vor
kurzem (in den 90er Jahren) ausgebrochen ist und eine bizarre, farbige
Landschaft hinterlassen hat. Etwas Wein, kräftig mit mehr als 14% Alc, wird dort
angebaut. Zuwenig um den Inlandsbedarf zu decken und deshalb teuer. Auch der
Kaffee von dort ist sehr schmackhaft.
Noch etwas muss man lieben, um sich auf den
CV wohl zu fühlen: den Fisch und das Meeresgetier. Langusten
gedeihen in den zerklüfteten Steilküsten prächtig, der Thunfisch ist
allgegenwärtig (der „Carpaccio de Atum“ ist eine Delikatesse), der Serra und der
Garoupa (ähnlich dem Red Snapper, Pargo oder Vermelho), eine orange- bis
rote Brasse sind das einzige, was wirklich gut ist. Und auch die Spaghetti gibt
es entsprechend mit Thunfischsugo oder Tintenfischragout. Cous-Cous mit Fisch
könnte man fast als Fischgulasch bezeichnen.
VegetarierInnen gefällt es weniger, Salate
sind so dort selten wie bei uns Hummer, das Gemüse ist simpel gekocht und zu
allem und jedem gibt es Pommes und Reis. Da 80% importiert wird, vor allem die
Getränke,
ist das Essen nicht so billig wie in Brasilien und Thailand und erreicht fast
österr. Niveau. (20 –30€ für komplettes Menu, Getränke, Kaffee). Saubere
Pensionen mit Frühstück gibt es aber schon ab 23€.
Ab München fliegt die TACV einmal pro Woche
direkt hin, mit der portugiesischen TAP geht es via Lissabon täglich nach Sal.
Ich war im April da und es war alles andere als zu heiß: nur 19 am Abend und
rund 25 am Tag sind verbunden mit dem allgegenwärtigen Wind alles andere als
„Tropenhitze“.
Cabo Verde wird als typisches Ziel für Ballermänner sich kaum eignen (man
sieht übrigens wie typisch für Afrika eher „Ballerfrauen“ mit jungen
Einheimischen, denn sexhungrige Männer mit jungen Chicas) sich bei Surfern,
Tiefseetauchern (viele Wracks!) und reinen Individualtouristen, die viel
Neues sehen wollen sich als Tipp herumsprechen.
Hinweise: es ist immer recht windig, der Atlantik
ist relativ kühl (21-23). Die Nordseiten der Inseln sind grüner als die
Südseiten. Sal und Barravento sind flache Sandinseln und eignen sich deshalb für
den "Badeurlaub". Paradiesisch sind die Bedingungen für Surfer und Taucher.
Mir hat Santo Antao am besten gefallen, aber jede Insel hat seinen eigenen
Charme.
Auch Fisch- und Langustengeniesser kommen auf die Rechnung.
Da viele Lebensmittel importiert werden müssen, ist Speis´und Trank nicht
unbedingt superbillig (wie in Brasilien oder Thailand) - ein gutes komplettes
Essen kostet rund 20€. Langusten ab 15€. Sagres - Bier oft nur in 0,25 Flaschen.
Der sehr gute Fogo-Wein ist selbst im Land schwer zu bekommen, (billige)
portugies. Weine (ab 7€) bekommt man in allen Restaurants.
Saubere einheimische Unterkünfte (Pensionen, Residencial) ab 20€.
Linienflüge mit TAP via Lissabon oder direkt mit TACV ab München.
Sicherheit ist einwandfrei, die Menschen sehr freundlich. Bettelnde
Strassenkinder nur in Mindelo und Praia,
an touristischen Orten gibts natürlich viele, die ihr "Kunsthandwerk" (z.T.
importiert aus Gambia) verkaufen wollen.
Portugiesischkenntnisse sind zu empfehlen. Die Leute dort sprechen kreolische
Dialekte.
weitere Links zu den Kapverden:
http://www.kapverde-journal.de/index.shtml
http://www.capeverde.com