50 Jahre Nobi – die Rede vom 4.6.2004
Wie
ist es zu meiner Entstehung gekommen?
Meine Eltern
Meine Eltern:
Hedwig Fink
(1914-2001)
Alfred Fink (1907-1985)
Meine Großeltern
Johann Kresser (mütterl.)
Anton Fink mit mir als Baby
Da war die Mama, die aus einer kinderreichen Familie kam und Büroangestellte war
und gerne Klavier spielte.
Da war der Papa, der vor dem Krieg Buchhalter war, aber lieber Musik machte.
Beide Familien hatten Musikkapellen, es gab die Kresser-Musik mütterlicherseits
und die Finken-Musig, die eine zeitlang im Kino zu Stummfilmen Musik machte.
Nach einer ersten Bekanntschaftsphase, sie sollen sich in der Musikschule kennen
gelernt haben, trennten sie sich wieder, Papa spielte in Opas Band mit und erst
kurz vor dem Krieg bandelten sie nochmals an. Jedenfalls heirateten sie am
10.6.1943 und Papa musste wieder nach Russland, in die heutige Ukraine, nach
Kiev, in den Krieg. Er muss ein gewisser Schweijk-Typ gewesen sein, denn er war
nicht viel sportlicher als ich, sieht man von ausgedehnten Bergwanderungen ab.
Jedenfalls gelang es ihm, statt an die Front in die Küche abkommandiert zu
werden, obwohl er nie kochen konnte. Nach einigen Monaten Kriegsgefangenschaft
war er bereits zu Weihnachten 1945 wieder zu Hause und arbeitete als 2.
Violinist im Funkorchester des „französischen Landessenders Vorarlberg“.
Nach der Einführung der Tonbandmaschinen war es nicht mehr nötig, in jedem
Bundesland ein eigenes Orchester zu haben, das life spielte. Also liess er sich
in die Buchhaltung versetzen und blieb dem ORF bis zur Pensionierung als
Verwaltungsleiter treu. Papa war Einzelkind wie ich und widmete ebenfalls seinen
kulturellen Hobbies – der Violine und der Fotografie viel Zeit. Papa war eher
Nachtmensch und Mama eine Frühaufsteherin, vielleicht war das der Grund, dass
die Ehe 11 Jahre lang kinderlos blieb. Allerdings machten sie rund 9 Monate
vorher in Italien einen Urlaub und da, so erzählten sie mir, werden sie mich
wohl gemacht habe – in der südlichen Urlaubsatmosphäre..
Am Feitag, den 4.6.1954 kam ich am späten Vormittag – 14
Tage vor dem errechneten Termin in einer Art schmerzarmen Blitzgeburt hier in
Dornbirn im alten Spital auf diese Welt. Damals waren wir noch von den Franzosen besetzt, gut
ein Jahr später gab es dann den Staatsvertrag, an den sich manche Politiker
heute nicht mehr gerne erinnern, vor allem an die Sätze „Österreich ist frei!“
und die „immerwährende Neutralität“.
Die Eisenbahn, die an unserem Haus vorbeifährt war damals noch einspurig und
Bahnschranken hielten die für heutige Verhältnisse wenigen Autos auf, gegenüber
gab es einen Kiosk, den ich als Bub gerne besuchte. Wo jetzt die Stadtstrasse
die Bahn unterfährt war ein eine Wiese und ein Bunker, an den ich auch noch
einige Erinnerungen habe.
Mama arbeitete übrigens ihr Leben lang bei einer Firma, der Stickerei Mäser,
anfangs war diese dort, wo jetzt die Dornbirner Sparkasse im Zentrum ist, und als ich in der
7.Kl. Gymnasium war, fing sie wieder dort halbtags als Kalkulantin zu arbeiten
an, hier an der Ecke Edlach / Lange Gasse, wo jetzt der FAB drinnen ist.
Ich besuchte in der Stadt die Volksschule, und als ein Lehrer, der selber kaum
Rechnen konnte, aber um so mehr immer von Korsika schwärmte und Gitarre spielte,
mich in den 2. Klassenzug der Hauptschule stecken wollte, platzte Papa der
Kragen und er meldete mich knapp vor dem Aufnahmeprüfungstermin ins Gymnasium
an, er mache mir keinen Vorwurf,
wenn es schief gehen würde, er wolle nur dem dummen Lehrer eins auswischen.
Unter dieser Bedingung packte ich die Aufnahmeprüfung locker und schlug mich
stets mit mittelmäßigem Zeugnis bis zur Matura durch, da hatte ich panische
Angst vor dem Latein, flog aber in Darstellende, ein Fach das ich nie fürchtete.
Bei der mündlichen war der Irrtum wieder behoben und bereits 1972 ging ich auf
die Uni nach Salzburg. Bei der Musterung war ich schon ein klarer Reha-Fall und
so sparte ich mir dieses sinnlose Jahr. Übrigens war es auch das Arbeitsamt, das
mir bei der Maturantenberatung in der Schule vor dem Studium der Filmregie
abriet und eher einen Bedarf an Psychologen als an Filmemachern sah. Vielleicht
war das einer der Fehler in meinem Leben. Das Studium fand ich sehr interessant
und machte es in Rekordzeit,
nach einem kurzen Job beim Jugendzentrum in Bregenz holte mich Herbert Pruner
ins Landesarbeitsamt (LAA; jetzt AMS Vbg), wo ich weder eine wirkliche Karriere machte,
noch als Arbeitsloser endete. Ich machte fast über 35 Jahre dasselbe: Reha,
Psychologische Gutachten, dann auch noch EDV und Individualförderung, engangiete
mich auch als Behindertenvertrauensperson im Betriebsrat.
Nicht alle Ziele und Träume, die ich als Jugendlicher hatte, wurden erreicht,
wenig Glück hatte ich in der Liebe, die heftigsten Emotionen versprühte ich
meistens an Frauen bei Fernreisen oder an solche, die aus der Ferne auftauchten.
So widmete ich mich doch auch meinen Hobbies, dem anspruchsvollen Film und dem
Reisen.
Doch lassen wir das Leben nun revue passieren und fangen vorne an,
aus jedem
Jahr gibt es mindestens ein typisches Bild, Papa hat mich fotographisch ja
bestens dokumentiert und die heutige Bildbearbeitung machte manche alten Fotos
wieder attraktiv.
Ich bin ideologisch manchen schwer einordenbar, für andere – aus der Kulturszene
aber ein geradliniger und konsequenter Kritiker, der sich dem Mainstream und der
Einheitsmeinung widersetzt und vor allem für die europäische Kultur kämpft - und
gegen die Monopolisten aus den USA.
Konservativ, wenn es um die Erhaltung der kulturellen Werte, vor allem der
klassischen Musik und Bildenden Kunst sowie der naturnahen Landschaften geht,
fortschrittlich und sozialistisch, wenn es um die Erkämpfung humaner
Arbeitsbedingungen in der ganzen Welt geht, grün wenn es gegen die Rodung
unserer Wälder für ein paar Wochen Schitourismus geht.
Jedenfalls war ich nie überzeugt davon, dass wir Privatfernsehen und privaten
Dudelfunk brauchen, der nur dazu da ist, Werbung zu verkaufen und uns zu
verblöden, auch war ich nie fasziniert von den künstlichen Welten der großen
Einkaufszentren, das hat mich immer eher abgestoßen, eher gefallen mir da schon
die Trauminseln mit (fast) unberührter Natur, auch wenn es dort nicht alles zu
kaufen
gibt.
So depressiv mich die Pensionsreform von Schüssel stimmte, die mir Zwangsarbeit bis zum
Umfallen beschert, so hoffnungsvoll macht mich das neue Tierschutzgesetz, das
gerade diskutiert wird:
Als alter Esel soll ich 90 Tage „Auslauf“ ohne Ketten- und Käfighaltung bekommen
und so hoffe ich auf artgerechte Haltung, und „Monogamie ist nicht die
artgerechte Haltung von Junggesellen!“
Nachtrag: Ich beendete im Sept 2013
meine berufliche Tätigkeit und liess mich bis zur Versetzung in den Ruhestand
2016 karenzieren. Meine "Frühpension" bezahle ich also zur Gänze selbst.